PANDION THE GRID CABINS

Direkt im Nachbargebäude des entstehenden Kreativhubs PANDION OFFICEHOME The Grid schufen wir in fünf ehemaligen Transformatorenräumen Platz für temporäre Galerien. Die inspirierende nachbarschaftliche Mischung am Kreuzberger Moritzplatz, bestehend aus Kreativzentren, Nachtclubs, Familien- und Nachbarschaftshäusern, Traditionsbetrieben sowie Start-ups, waren ideal für die Umsetzung und Präsentation unterschiedlicher Berliner Kreativideen. Welche Ausstellungen in der Prinzenstraße 32, bereits als Zwischennutzungen stattgefunden haben, stellen wir hier vor.

Location

Dass Kaffee, Bildung und Kunst gut zusammenpassen, macht die Kreuzberger Prinzenstraße in ihren Nutzungsarten vor: Vor etwa 60 Jahren wehte der Duft von Kaffeebohnen durch den Kiez, denn damals eröffnete die Bremer Kaufmannsfamilie Jacobs hier einen Produktions- und Veredelungsbetrieb für ihre Produkte in Berlin und röstete vor Ort Kaffeebohnen. Nachdem die Rösterei Anfang der 80er Jahre nach Neukölln wechselte, zog das Bildungs- und Beratungszentrum für Beruf und Beschäftigung Berlin (BBZ) in das Gebäude ein. Fehlt noch die Kunst: Während direkt nebenan seit 2019 der Kreativhub PANDION THE GRID entsteht, haben wir in der Durchfahrt des BBZ in fünf ehemaligen Transformatorenräumen Platz für Zwischennutzungen geschaffen.

Die zwischen 8 und 16,5 m² großen Kabinen eignen sich hervorragend für Galerien und Pop Up-Galerien. Verschlossen werden sie mit den originalen Stahl- und Gittertüren und sorgen beim Öffnen für den richtigen Überraschungsmoment. Nur den Kaffee müsst ihr Euch dann noch selbst besorgen.

Die Nachbarschaft, bestehend aus dem Aufbau Haus, Nachtclubs, Familienzentren, Traditionsbetrieben und Start-ups, ist zugleich Inspirationsquelle und Publikum für die Präsentation der zukünftigen urbanen Kreativideen. Bei Interesse und Ideen schauen Sie sich bitte auf der Online-Plattform der Initiative Transiträume um und nehmen Sie mit uns gerne Kontakt auf.

Ausstellungen

Mal was Neues probieren, frei nach dem Motto “Just paint it, just build it, just present it.” Die Wände malerisch oder mit Illumination umgestalten? Eine Installation von der Decke herabhängen lassen oder eine Skulptur ausstellen? Selbst gestaltete Designerkleidung oder -produkte präsentieren? Ein musikalisches Erlebnis schaffen oder eine Buchlesung realisieren? Berliner*innen lieben die Überraschung und die Abwechslung. Wir überlassen euch die Räume für eine temporäre und nicht kommerzielle Nutzung kostenfrei. Kommerzielle Konzeptideen sind auf Nachfrage möglich.

THE GRID CABINS sind für alle gedacht, die sich allein mit einer einzelnen oder mit mehreren Galerien oder in Kooperation mit weiteren Künstler*innen ausprobieren möchten. Die testen wollen, wie und ob ihre Idee überhaupt ankommt. Die noch zu klein sind, um sich eine Fläche in Bestlage zu mieten, die einfach (noch) nicht bereit sind, das finanzielle Risiko einer großen Immobilie mit entsprechenden Fixkosten und langer Mietdauer an sich zu binden. Eine geniale Idee, die wie so viel Kreatives in dieser Zeit – natürlich – aus Berlin kommt. Der Hauptstadt der Kreativen.

Augen auf Beton

Der Bauzaun – die Demarkationslinie zwischen dem, was ist, und dem, was wird. Beim PANDION OFFICEHOME The Grid in der Berliner Prinzenstraße 34 war der Zaun von September bis November 2021 auch Ausstellungsfläche. Auf einem 170 Quadratmeter großen Wandbanner direkt neben dem Bauprojekt wurde außerdem das Porträt der Bauleitungsassistentin Zeynep K. gezeigt.
Im Rahmen der Aktion „Augen auf Beton“ brachte die Filmproduzentin Janine Baumeister die vielen Arbeiter*innen auf den Baustellen der Hauptstadt „groß raus“. Das jüngste Projekt der von PANDION unterstützten künstlerischen Zwischennutzung war eine Hommage an die Menschen, die die Stadt so maßgeblich verändern. Ein QR-Code auf den großformatigen Bildern führte die Passanten auf eine Website, auf der die abgebildeten Personen mit kleinen Videos vorgestellt wurden. Im Frühjahr 2022 wird das Projekt mit neuen Porträts auf weiteren Bauzäunen von PANDION in deutschen Innenstädten gezeigt.

Weitere Informationen zum Projekt: https://augenaufbeton.berlin

Zur Kenntnis genommen

Für ihr Projekt „Zur Kenntnis genommen“ haben St. & St. (Stephanie Gerner und Stephan Halter) einen Open Call über E-Mails und die sozialen Medien gestartet, in welchem sie Künstler:innen und Projektraumbetreiber:innen weltweit einluden, ihr derzeit dringendstes Anliegen in der Pandemiezeit in digitaler Form im DIN A4 Format mitzuteilen.

Die Arbeiten wurden von St. & St. in einem performativen Video zur Kenntnis genommen und sind in der Ausstellung vom 22. September bis 2. Oktober 2021 zu sehen.

In PANDION THE GRID CABINS werden, neben der Erstaufführung des Videos und einer Ausstellung der Einsendungen, zwei thematisch mit dem Titel verknüpfte Rauminstallationen von St. & St. gezeigt. Zu erleben gibt es bei der Vernissage außerdem eine Live-Performance des Berliner Künstlers Lan Hungh.

Berlin Design Week 2021

In THE GRID CABINS ist im Rahmen der BERLIN DESIGN WEEK das "disPlay-Moiré Lab" zu Gast. 14 visuelle Erfahrungen generativer moirierender Gestaltung werden in den zu Galerieräumen umgestalteten Cabins am 4. Juni 2021 gezeigt. Aus Störung und Interferenz als gestalterisches Mittel entsteht Neues und Bekanntes, Gewolltes und Ungewolltes, Inspirierendes und Verstörendes, Bewusstes und Unbewusstes. In PANDION THE GRID CABINS zeigen die Studierenden der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW) Felix Bamforth, Frederick Fla, Rosa Lotta Gehlich, Dorian Hehn, Lukas Ruoff, Niklas Schneeberger, Paul Sturm und Aliza Held ihre Arbeiten. BERLIN DESIGN WEEK präsentiert jedes Jahr im Frühling neue Denk- und Designansätze, die unsere Zukunft vordenken und gestalten sollen. Design wird dabei als Antwort auf gesellschaftliche und ökologische Veränderungen verstanden und damit seine tragende Rolle in der Bewältigung der großen Herausforderungen unserer Zeit unterstrichen. Wirtschaft, Forschung und Entscheidungsträger brauchen die kreative Kraft des Design, seine frischen Ideen, neue Strategien und Konzepte für eine Gesellschaft im Wandel und umgekehrt.

Berlin ist seit jeher ein Experimentierfeld, auf dem neben bestehenden Trends revolutionäre Ideen, Strömungen und Innovationen entstehen und diskutiert werden. Die BERLIN DESIGN WEEK ist ein internationales Podium, an dem wissenschaftlicher Fortschritt und ethische Verantwortung in das Design von morgen fließen.

In diesem Kontext spricht die BERLIN DESIGN WEEK über intelligente Städte, Digitalisierung und künstliche Intelligenz, neue Materialien und Konzepte. Stets im Fokus: Generationengerechtigkeit, soziale Gerechtigkeit, Gesundheit und Wohlbefinden, Umweltschutz. Als Ort für neue Gelegenheiten, für Erprobungen und Verflechtungen verschiedener Bereiche und Ausdrucksformen aktiviert die BERLIN DESIGN WEEK für elf Tage die ganze Stadt und wird zum Schaufenster für ein Fachpublikum aus den Feldern Design, Wirtschaft und Forschung, aber auch für StudentInnen und Designinteressierte.

Aparted Hansestories – Architektur und Fashion

Der Modedesigner Wilfried Pletzinger sowie der Fotograf und Künstler Les BeauX präsentieren vom 1. bis 20. Mai 2021 in drei Schaukästen die Mode- und Fotoausstellung „Aparted Hansestories – Architektur und Fashion“ zum Thema Bauhausarchitektur und Mode. Auf den Fotos wird auf das Hansaviertel im Ortsteil Berlin-Mitte Bezug genommen, das im Rahmen der Internationalen Bauausstellung Interbau von 1957 als Demonstrationsobjekt moderner Stadtplanung und Architektur jener Zeit, der klassischen Moderne oder Nachkriegsmoderne gilt. Passend zu den Fotografien werden Einzelstücke aus der Pletzinger Kollektion ausgestellt. Diese entstehen zum Teil durch Upcycling, also durch redesignen von existierenden Kleidungsstücken, oder auch aus neuen Materialien. Pletzingers Kollektionen zeichnen sich durch ein konzeptionelles und futuristisches Design aus, das von moderner Architektur und Popkultur inspiriert ist. Seine Couture wird von einer jungen Generation und von internationalen Berliner Künstlern, DJs und Schauspielern getragen sowie von Musikern auf der Bühne präsentiert. Die Ausstellung ist Freitags und Samstags von außen zu besichtigen. Für eine individuelle Terminvereinbarung mit Wilfried Pletzinger oder bei generellem Interesse richten Sie bitte eine E-Mail an berlin@pandion.de.

Mehr über den Modedesigner Wilfried Pletzinger und was „tecnoganic“ bedeutet erfahren Sie hier.

Wie bist du zur Mode gekommen?
Ich bin in NRW auf dem Land aufgewachsen, da kam ich erst einmal gar nicht auf die Idee, so etwas wie Modedesigner zu werden. Obwohl ich mich seit Kindesalter sehr bewusst kleide und auch nähe, hat sich die Idee Modedesigner zu werden erst entwickelt, als ich nach dem Abitur nach Berlin kam und nachdem ich von meiner Tante eine Nähmaschine geschenkt bekam.

Seit wann entwirfst du Kleidung?
Ich war noch nicht eingeschult, da habe ich bereits Kleidung für die Puppen meiner Schwestern genäht. Schon bald habe ich mit der Tret-Nähmaschine meiner Mutter genäht. Als Teenager habe ich meine zerrissenen Jeans geflickt und je nach Trend unten ausgestellt oder eingenäht. In Berlin hatte ich zunächst ein Tiermedizinstudium angefangen, begann dann aber komplette Kleidungsstücke für mich zu nähen, nachdem die bereits erwähnte Nähmaschine geschenkt bekam. Dann erschien es natürlich das Studium abzubrechen und eine Ausbildung zum Modedesigner zu absolvieren.

Dein Design sieht sehr futuristisch aus. Wer oder was hat dich dahingehend beeinflusst?
Ich weiß es nicht, vielleicht steckt es in meiner DNA. Ich stelle mir die Menschen, die meine Kleidung tragen, sehr dynamisch, sportlich und aktiv vor. Ich habe stets den Anspruch, dass alles, was ich produziere von hohem Tragekomfort sein soll. Die menschliche Anatomie inspiriert mich. Ich nenne dies "tecnoganic". Und dann sind es natürlich Science-Fiction-Movies, die mich inspirieren. Es ist faszinierend, dass bestimmte Form- und Designelemente, die als futuristisch empfunden werden, ständig wiederkehren, ganz egal ob die Filme aus den Sechzigern oder von heute sind.

Weshalb hast du deine Modells vor Gebäuden im Berliner Hansaviertel ablichten lassen?
Meine letzte Kollektion ist, gemessen an meinem bisherigen Kollektionen, eher clean und puristisch. Sie ist einfach und klar in der Formsprache. Das passte perfekt zur funktionalen und zeitlosen Bauhaus-Architektur. Der Fotograf LeS BrauX hatte die Idee im Hansaviertel zu fotografieren. Ich war gleich begeistert, weil ich dort schon lange was machen wollte und das Hansaviertel architektonisch für mich eines der spannendsten Gegenden Berlins ist.

Ist jedes von dir entworfene Kleidungsstück ein Unikat?
Im Prinzip ja. Es gibt wenige Teile, die ich mehrfach identisch gefertigt habe. Selbst wenn ich oft mehrere Teile mit dem gleichen Schnittmuster produziere, variieren die Materialien oder Drucke. Es ist mir einfach zu langweilig ein und dasselbe Kleidungsstück identisch zu duplizieren.

Wer trägt deine Mode?
Es sind überwiegend Individualisten, die etwas Ausgefallenes suchen, wie zum Beispiel Musiker, DJ's, Menschen aus kreativen Berufen und Touristen. Letztere kommen bevorzugt aus den USA und Großbritannien.

Du hattest länger in der Reinhardtstraße in Berlin-Mitte ein Ladengeschäft und bist nun auf der Suche nach einem neuen Ladengeschäft. Was wäre dein Traum, wo es liegen und wie es aussehen soll?
Bisher hatte ich einen Laden, in dem ich produziert habe. Jetzt hätte ich gern eher ein Studio, in dem ich auch verkaufe. Das kann natürlich durchaus auch ein Ladenlokal sein, sofern es meinen finanziellen Rahmen nicht sprengt. Ich möchte mich weniger als bisher an bestimmte Öffnungszeiten binden.
Darüber hinaus würde ich gerne mit anderen kreativen Menschen im Umfeld arbeiten. Sei es, dass man sich eine große Fläche teilt oder diese in benachbarten Räumen arbeiten. Ich fände es spannend, sich mit Gleichgesinnten austauschen und vernetzen zu können.

Plakate Verboten – eine Open-Air Kunstaustellung

Wenn die Menschen wegen des Lockdowns nicht zur Kunst kommen können, muss die Kunst eben zu den Menschen kommen. Aus diesem Grund gestaltete die Streetartist Catherine Lupis Thomas während der Bauphase des Büroprojekts PANDION THE GRID in Berlin-Kreuzberg einen acht Meter langen Schutztunnel mit ihren Collagen-Kunstwerken.
Die Collage aus den Gesichtsteilen der Ikonen Salvador Dalí und Albert Einstein „Plakate Verboten“ entstand aus einer beschädigten und halb bemalten Holzplatte in der Nähe des Deutschen Bundestages. Die halb verschwundenen Inschriften stellten die Inspiration und Basis für die Künstlerin dar, um eine punkig-surrealistische Collage darauf entstehen zu lassen. Welche Gemeinsamkeiten haben diese beiden besonderen Persönlichkeiten? Über was hätten sie sich unterhalten, wenn sie sich zu Lebzeiten begegnet wären?
Die Collage mit Catherine Deneuve ist zufällig durch ein Foto der preisgekrönten französischen Filmschauspielerin im Regenmantel entstanden. Zuerst hatte die Streetartist nur den Regenmantel ausgeschnitten und wusste nie wirklich, was sie damit anfangen sollte. Nach einer spontan entstandenen Kombination von Straßenplakaten mit Deneuve funktioniert das Motiv endlich für die Künstlerin, weil es völlig unerwartet war und nicht wie eine typische Catherine Deneuve aussah.

Mehr Informationen über die Künstlerin Catherine Lupis Thomas: catherinelupisthomas.com

"Column" Ausstellung von Jonas Liesaus und Louis Wuttke

Die fünf Schaukästen PANDION THE GRID CABINS befinden sich einem Kiez, dessen Straßennamen sehr majestätisch klingen. Doch woher der stammen deren Namen wie Ritterstraße, Prinzenstraße und Moritzplatz? Nach wem wurden diese benannt und warum? Die beiden Studenten der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, Jonas Liesaus und Louis Wuttke, haben sich nach ihrer ersten Besichtigung der Cabins auf historische Spurensuche begeben und die Lebensdaten der jeweiligen Kiez-Namensgeber recherchiert. Dabei wurde den beiden schnell deutlich, dass in den Epochen, auf die sich die Namen der Straßen und Plätze beziehen, Bildteppiche sehr angesagt waren. Diese Technik inspirierte Jonas Liesaus und Louis Wuttke zu ihren eigenen Interpretationen von Bildteppichen.


Die Column Ausstellung von Jonas Liesaus und Louis Wuttke in PANDION THE GRID CABINS ist hier virtuell zu sehen.

Jonas Liesaus und Louis Wuttke

"Column" Ausstellung

Was inspiriert die beiden jungen Künstler und was treibt sie an? Wer neugierig ist, erfährt hier mehr über sie.

Woher nimmst du deine Inspiration?

JL: Ich entdecke gern Dinge, sei es in meiner näheren Umgebung, wie Architektur und Natur oder aber in Literatur, Museen, Galerien und im Austausch mit anderen Kommilitonen.
LW: Ich versuche mich in meinem alltäglichen Leben über die konstante Beobachtung intensiv mit meiner Umgebung und meinen Mitmenschen auseinanderzusetzen. Dinge, die mich faszinieren, ästhetisch als auch inhaltlich, präge ich mir ein, um eine genauere Vorstellung von dem zu bekommen, was ich in meinen Arbeiten erreichen will.

Reach for the Stars: wo bist du in fünf Jahren?

JL: In fünf Jahren habe ich mein Diplom abgeschlossen und bin freischaffender Künstler. Zudem strebe ich eine Laufbahn im Hochschulkontext an.
LW: Perspektivisch werde ich bis dahin mein Studium abgeschlossen haben und hoffentlich als freier Künstler arbeiten können. Um eine Stelle als Hilfskraft oder Assistenz an einer Hochschule würde ich mich zu dem kommenden Zeitpunkt bewerben.

Gibt es ein Kunstwerk in deinem Leben, dass dich besonders beeindruckt hat?

JL: Besonders der Rothko Room in der Tate Modern ist mir in Erinnerung geblieben. An die meditative Wirkung der einzelnen Bilder, die im Verbund eine ganz eigene Präsenz und Wirkung entfaltet haben, denke ich gern zurück.
LW: Da ich aus Dresden komme ist mir die Dresdner Kunstsammlung im Albertinum sehr vertraut. Das Bild „Buchenwald I“ von Gustav Klimt hat schon immer eine große Wirkung auf mich gehabt. Die, für diese Zeit sehr untypische, moderne Komposition und Farbgebung fasziniert mich noch heute.

Zwischennutzug "Mein Kiez, mein Atelier"

Roberto Uribe-Castro, der selbst seit Jahren im Kiez lebt und arbeitet, war der erste Künstler, der im September 2020 die Möglichkeit der kulturellen Zwischennutzung in den ehemaligen Transformatorenräumen mit der Ausstellung „Mein Kiez, mein Atelier“ umsetzte. Die Ausstellung war als Open-Air-Erlebnis konzipiert: Die Räume wurden von außen betrachtet und nicht betreten. Mit seinen Installationen, die meist aus Materialien aus dem öffentlichen Raum bestehen, erfasste Uribe-Castro, welche Kräfte und Beziehungen den Kiez in seiner physischen Präsenz und auch in seiner sozialen, politischen und wirtschaftlichen Beschaffenheit geprägt haben. Da ist es passend, mitten im Kiez, direkt an einem Ort des Wandels, auszustellen.

Topography I
Topography II
Between Heaven and Earth

Die lokalhistorischen Hintergründe zu Uribe-Castros Arbeiten in den Cabins erzählen viel über den Wassertorkiez und wie ihn jemand sieht, der Berlin berufsbedingt immer wieder verlässt und bei der Rückkehr bemerkt, was sich zwischenzeitlich wieder verändert hat. Was genau das ist, berichtet der Künstler in diesem Interview.

Du wohnst und arbeitest mittlerweile seit mehr als zehn Jahren im Wassertorkiez, der sich beim Moritzplatz befindet. Inwiefern hat sich aus deiner persönlichen Sicht als Anwohner sowie als Künstler deine Nachbarschaft in der letzten Dekade verändert?

RUC: Ich würde den Wandel in diesem Bereich Berlins als langsam, aber stetig beschreiben. Im Vergleich zu anderen Teilen Kreuzbergs sind die Veränderungen in diesem Teil des Kiezes langsamer verlaufen. Die Architektur der 1960er Jahre, die bei vielen Menschen auf der Suche nach einem Haus weniger beliebt ist, hat dazu geführt, dass ein Großteil der Bevölkerung hier lebt. Meine Nachbarn sind weitgehend dieselben, auch wenn einige neuere Nachbarn eine andere Art von Bevölkerung anziehen. Das hat die Nachbarschaft noch vielfältiger und multikultureller gemacht.

Wie hast Du von PANDION THE GRID CABINS erfahren?

RUC: Während der „Langen Nacht der Bücher“ in der gegenüber von den Cabins gelegenen Fabrik Gebrüder Geißler habe ich dessen Geschäftsführer kennen gelernt. Dieser hat mir dann von PANDION und der Möglichkeit von kulturellen Zwischennutzungen erzählt, mir den Kontakt geschickt und somit begann Gedankenaustausch mit Eva Nieuweboer von PANDION. Ich konnte die ehemaligen Transformatoreinräume, PANDION THE GRID CABINS, besichtigen und dann zeigte mir Eva auch noch das wunderbare Gewölbe, das Böhmische Brauhaus, das ebenfalls PANDION gehört und für eine Zwischennutzung in Frage kam. Schließlich entschied ich mich, einen Vorschlag für die CABINS einzureichen. Der Vorschlag bestand aus fünf Arbeiten aus verschiedenen Perioden innerhalb der letzten zehn Jahre, in denen ich in der Nachbarschaft lebte und immer noch lebe.

In der ersten der Cabins, die sich links außen befindet, sehen wir eine große grüne Holztafel. Diese hat eine besondere Geschichte, wie du den Mitarbeiter*innen der Berliner Niederlassung von PANDION während einer persönlichen Führung berichtet hast. Kannst du sie hier bitte noch einmal für alldiejenigen wiedergeben, die nicht dabei waren?

RUC: Diese Arbeit heißt "Ghost Station" und ist eine exakte Kopie der Werbefläche am U-Bahnhof Moritzplatz. Diese stets unplakatierte Werbefläche ist mir aufgefallen, als ich in die Gegend gezogen bin. Aufgrund dieser leeren Werbeflächen begann ich, die Geschichte dieser Station zu erforschen, die eng mit den so genannten "Geisterstationen" zusammenhängt. Das sind unterirdische Stationen der Linie U-Bahnlinie 8, zu der auch die U-Bahnstation Moritzplatz gehört, und die während des Kalten Krieges für die Öffentlichkeit geschlossen waren. Während meiner Recherchen erfuhr ich auch von der Existenz einer zweiten Station unter der Linie U8. Diese Station wurde einst für ein paralleles S-Bahn Netz gebaut, das nie fertiggestellt wurde. Kurios ist auch, dass dieser Bahnhof einen direkten Ausgang zum heutigen Prinzessinnengarten hat.

Für die Cabin mit dem Titel „Topography I“ hast Du grüne Glasnuggets unter die Pflastersteine gemischt. Für „Topography II“ hast du wiederum weiße Flaschen einzeln an Fäden aufgehangen. Erzähl uns doch bitte etwas zum Hintergrund dieser beiden Arbeiten.

RUC: In "Die Passagen Werke" spricht Walter Benjamin über die Entstehung der Moderne durch das Auftauchen der Passagen in Paris. Einer seiner denkwürdigen Sätze in diesem Buch lautet: "Zu leben heißt Spuren zu hinterlassen." Die Arbeiten „Topography I und Topography II“ beziehen sich genau auf diese Idee. „Topography I“ besteht aus Pflastersteinen, die aus Flaschen, die ich in der Umgebung meines Hauses gesammelt und bei sehr hohen Temperaturen zu Glassteinen habe einschmelzen lassen. Morgens findet man auf den Straßen des Wassertorkiez meist mehrere Flaschen Schnaps in "persönlicher Dosierung". Diese Flaschen bezeugen, was in der Nacht zuvor passiert ist. Im Laufe der Zeit sind viele dieser Kneipen aus dem Wassertorkiez verschwunden und ich wollte diesen Teil der jüngeren Geschichte des Viertels als ein Stück 'falsche' Archäologie in den öffentlichen Raum zurückholen. „Topography II“ ist, obwohl es das gleiche Grundkonzept wie „Topography I“ aufweist, eine ‘Lampe', deren Wirkung auf dem Boden die Reste der projizierten Flaschen darstellen.

Eine der mittleren Cabins hast du mit schwarz-weißen Fotoaufnahmen von Federn tapeziert. Was hat es damit auf sich?

RUC: Die Arbeit „Between Heaven & Earth“ ist meine neueste Arbeit aus 2020. Es ist eine Serie von Fotografien von Federn, die ich auf der Straße und in Parks des Kiezes gefunden habe. Die Fotos sind im Maßstab 1:1 und als Tapisserie dargestellt. In der Tradition der Ureinwohner Süd- und Nordamerikas glaubt man, dass Federn Botschaften sind, die direkt vom Himmel kommen. In dieser Arbeit stelle ich die Frage nach unserer Beziehung zur Umwelt. Es wird oft geglaubt, dass die Natur das ist, was in fernen Wäldern und exotischen Dschungeln existiert. Die Natur ist uns jedoch sehr nahe. Diese Arbeit zielt darauf ab, sie ins Innere des Gebäudes zu bringen, um sie zu einer Haut im Raum zu machen.

Im Raum ganz außen rechts sind Absperrbänder zu sehen. Was hat dich an diesen rot-weißen Bändern so fasziniert?

RUC: „Landmark“ ist eine Arbeit, die ich seit 2016 in verschiedenen Räumen umsetze. „Landmark“ arbeitet an der Schwelle zwischen der physischen Ebene im Raum und der thematischen und konzeptionellen Ebene. Das rot-weiße Absperrband, das überall dort vorhanden ist, wo gearbeitet wird, wirkt wie ein Warncode, der einen Ort auf sehr einfache, aber effektive Weise markiert, beschreibt und begrenzt. Diese Arbeit erweitert die Idee der Schwelle nicht nur als diesen verbindenden Raum, sondern als etwas Temporäres. Auch der Zeitraum, in der diese Arbeit gezeigt wurde, nimmt auf die physischen und weniger offensichtlichen Veränderungen eines Ortes oder Gebäudes Bezug.


Mehr Informationen über den Künstler Roberto Uribe-Castro gibt es hier: http://www.robertouribecastro.de

Impressionen

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