PANDION OFFICEHOME Ostkreuz Campus

Mehr als 7.000 Quadratmeter Gewerbefläche auf dem Gelände eines ehemaligen Autohauses am Ostkreuz stellten wir von September bis Ende November 2020 für verschiedene kreative Ideen aus Berlin zur Verfügung. Dort, wo bis vor kurzem noch Autos in Showrooms verkauft und Motoren in den dahinterliegenden Werkstätten repariert wurden, konnten die Künstler ihrer Fantasie freien Lauf lassen.

Und jetzt?

Vom 16. bis 29. Juli 2022 fand in der ehemaligen Taxi-Kundenzentrale die von Stephanie Gerner und Stephan Halter kuratierte Ausstellung „Und jetzt?“ statt. Die präsentierten Arbeiten nationaler und internationaler Künstler*innen stellten sich den Fragen, wo die Möglichkeitsräume der Transformation des Geschehens und Erlebens in einer sich ausdehnenden „Zeit der Krise“ liegen und wie Kunst und Künstler*innen auf die Veränderungen im Spannungsfeld von Verinnerlichung und äußerem Druck reagieren. Besucher*innen hatten die Möglichkeit die multimedialen Installationen, Konstruktionen, Fotografien, Malereien und weiteren Arbeiten nach Anmeldung kostenfrei zu besichtigen.

TAXI – DRIVE ME THROUGH THE NIGHT

In Kooperation mit TAXI BERLIN, Taxi Museum Berlin und Transiträume e.V. fand vom 18. Juni bis 5. Juli 2022 in einer ehemaliger Taxi-Kundenzentrale nähe S-Bahnhof Ostkreuz die Ausstellung TAXI – DRIVE ME THROUGH THE NIGHT von Patricia Lambertus und Isabella Sedeka statt.

Patricia Lambertus schuf in dem 160 m² großen Pavillon eine bildgewaltige Rauminstallationen, die sich im Spannungsfeld zwischen Fiktion und Realität, zwischen Schönheit und Zerstörung bewegte. Ihr Forschungsfeld ist "die Faszination der Gewalt" und "die Lust an der Macht" in ihren medialen und alltäglichen Erscheinungsformen. Innerhalb des Bildraumes gibt es verschiedene Schichten von Bildern. Es sind Aneignungen aus der Kunstgeschichte, aus den Medien, Fundstücke aus dem Netz, aber auch eigene Bilder, die während mehrerer Forschungsaufenthalte entstanden sind. Für ihre Arbeit ist es besonders wichtig, historisch-gesellschaftliche Ereignisse und deren Kontexte sowie deren Relevanz und Resonanz in der Gegenwart aufzuspüren und bildnerisch umzusetzen. Ihr Interesse gilt dabei den Brüchen, Rissen und Schnittstellen. Die Installationen werden immer ortsspezifisch angepasst. Sie nehmen den Ort als historischen, medialen, gesamtgesellschaftlichen und architektonischen Ort reflexiv auf und reflektieren ihn. Patricia Lambertus durchbricht die scheinbare Realität mit den Mitteln der Collage / Décollage. Die Trompe-l`oéil-Effekte werden dem Betrachter offen vor Augen geführt, so dass er gleichzeitig illusioniert und desillusioniert wird. Der eigene Bezugsrahmen der immanenten Realität und die eigene Wahrnehmung treten in einen Dialog mit dem umgebenden Raum.

Isabella Sedeka ist eine in Berlin lebende Künstlerin, die in Mailand, Venedig, Hamburg und Berlin studiert hat. In der Ausstellung zeigte die Künstlerin eine Installation aus schwarzem Lametta, die eine Ode an die nächtliche Partyszene im Rudolfkiez in unmittelbarer Nachbarschaft der ehemaligen Taxi-Kundenzentrale darstellte.

Quelle: XPINKY BERLIN

Transit Ausstellung von Jonas Liesaus

Graffiti war sein Ding. Als Grundschüler. Inspiriert von Meisterschülern der Dresdner Hochschule für Bildende Künste verschob sich sein Fokus von der Spraydose zum Pinsel. Seit zwei Jahren studiert der 1999 in Potsdam geborene Jonas Liesaus sein Wunschfach Malerei an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Im selben Jahr feierte Jonas 2018 seine erste Einzelausstellung mit dem Titel "Begegnung" in einer ehemaligen Autovermietungswerkstatt in Berlin-Kreuzberg. Die Begegnung der Besucher*innen mit seinen Bildern war so erfolgreich, dass seine Werke ratzfatz ausverkauft waren. Doch dann kam der erste Lockdown im Frühjahr 2020. Die Hochschule machte dicht und somit gab es auch kein Atelier mehr für Jonas. Zum Glück für die Menschheit hat die Natur 24/7 geöffnet. Jonas beobachtete, was sich zwischen Baum und Wiese abspielte und nutzte den Sommer für die Vorbereitung auf sein Vordiplom. Dann kam der nächste Lockdown im Herbst 2020. Jonas warf den Pinsel nicht ins Korn, sondern entdeckte am Berliner Ostkreuz Campus die nächste ehemalige Autowerkstatt. Derart von architektonischen Strukturen der Werkstatt inspiriert, nutzte er die unfreiwillig ruhige Zeit unter anderem für zwei großformatige Tuschearbeiten und Collagen. Die aufgrund der Ausnahmesituation in der Luft liegende Spannung zeigt sich auch in seinen Arbeiten. Verschiedene Bildelemente innerhalb der Komposition lehnen sich gegeneinander auf und erzeugen ein Spannungsverhältnis zwischen Stabilität und Instabilität. In der ehemaligen Autowerkstatt am Ostkreuz Campus wurden Jonas Bilder ausgestellt. Doch aufgrund der Corona und SARS-CoV-2-Infektionsschutzverordnung konnte die Öffentlichkeit sie nicht live und in Farbe betrachten.

Deshalb wurde Jonas Transit Ausstellung in einer 3D-Visualisierung für die Ewigkeit festgehalten und kann hier online besucht werden.

Jonas Liesaus

Transit Ausstellung


Seine Beziehung zur Kunst beschreibt uns Jonas Liesaus hier etwas näher:

Was ist gute Kunst für dich?

JL: Ein gutes Bild hat für mich eine starke, eigenständige Komposition, die mich vor allen Dingen überrascht. Mich zieht es auch zu Arbeiten, die einen besonderen Umgang mit der Farbe als Material aufweisen, dabei finde ich ein gegenständliches Bild genauso spannend wie eine abstrakte Malerei.

Braucht Kunst einen Kontext?

JL: Um ein Kunstwerk zu verstehen ist der Kontext, in dem es sich befindet, sehr wichtig. Die Arbeiten stehen immer in einer Beziehung zum Ausstellungsraum. Idealerweise wird bei der konzeptionellen Entwicklung des Projekts die Wirkung der Werke im Raum mitbedacht.

Urban-Art von Catherine Lupis Thomas

Die Pariser Urban-Artist Catherine Lupis Thomas hat sich vom rauen Charme der ehemaligen Autowerkstatt am Ostkreuz Campus in Berlin-Friedrichshain inspirieren lassen. Hier erspürt sie die Spuren des Lebens, die harte Arbeit und den Alltag der Mechaniker, die mit dem Kopf nach unten in den Motoren arbeiten. Der typische Autowerkstattgeruch, die Ölflecken auf dem Boden und das Sonnenlicht, das durch die schmutzigen Fenster eindringt, begleiten Catherine, während sie ehemalige Ausschnitte aus Werbeplakaten und Zeitschriften auf die Werkstattwände aufträgt. Schicht für Schicht lässt sie hier mit ihrer Kunst surreale Fantasiewelten entstehen.

Seit etwa drei Jahren zwischen Paris und Berlin pendelnd, hat Catherine ihr Herz und ihre Seele immer mehr an Berlin verloren. Ständig auf der Suche nach außergewöhnlichen Orten, geht sie zu Fuß oder fährt mit dem Fahrrad durch die Stadt. Dabei beobachtet und fotografiert sie Dinge, die sie berühren und spielt mit ihrer städtischen Umgebung.

Catherine Lupis Thomas lüftet ihr Geheimnis

Warum arbeitet und lebt eine aus Paris stammende Künstlerin wie Catherine Lupis Thomas in Berlin? Was macht die Stadt für sie so anziehend? Gegenüber Eva Nieuweboer, bei der PANDION AG für Kunst, Kultur & Events verantwortlich, lüftet sie ihr Geheimnis.

Du pendelst mehreren Jahren zwischen Berlin und Paris. Was haben diese beiden Hauptstädte aus deiner Sicht als Künstler und Bewohner gemeinsam? Wodurch unterscheiden sie sich?

CLT: Abgesehen davon, dass sie beide Hauptstädte sind und viele ausländische Touristen anziehen... für mich sind sie sehr unterschiedlich! Ich fange mit Paris an: sicher schön, aber die Pariser machen es unfreundlich... und ich bin Französin. Es ist stressig und zu sehr auf Kommerz ausgerichtet... Geschäfte, Geschäfte, Geschäfte! Berlin ist auf eine ganz andere Art und Weise schön ... in Berlin fühlt man sich frei ... es scheint, als läge es in der Luft ... man kann atmen. Die Kontraste zwischen der Vergangenheit und dem 21. Jahrhundert sind sehr interessant und regen zum Nachdenken an. Außerdem habe ich in Berlin viele Künstler*innen aus der ganzen Welt getroffen, aber auch deutsche Künstler*innen. Und es gibt eine echte Verbindung zwischen uns ... eine schöne Freundschaft und Unterstützung! Auch die Berliner*innen sind wirklich nett. Besonders, wenn man mit ihnen in ihrer Sprache spricht! Berlin und seine Kontraste haben meine Kreativität und meine Einstellung als Mensch gefördert! Die Stadt macht mich einfach glücklich.

Du hast bereits in zahlreichen Gebäuden Deine Werke hinterlassen und dich von ihnen inspirieren lassen. Wir haben dich in die ehemalige Garage auf dem Berliner Ostkreuz-Campus eingeladen. Ist dir das vorher schon einmal passiert oder wie kommst du normalerweise in die Gebäude?

CLT: Ich werde eigentlich nicht eingeladen einen Ort zu besuchen, Eva! Du bist die zweite! Für mich ist das ein richtiger Prozess. Ich lasse mich von einem Ort anziehen ... Ich laufe oder fahre mit dem Fahrrad ... schaue mich um, bis ich von einem Ort gerufen werde! Es klingt seltsam, aber genau das passiert!

Du kombinierst in deiner Arbeit Realismus und surrealistische Elemente. Bitte erzähle uns mehr über deine Technik. Warum hast du genau diese Art zu arbeiten gewählt?

CLT: Realismus, ich habe mich entschieden, ihn mit meiner Kamera einzufangen. Einfach weil ich weder zeichnen noch malen kann. Aber ich bin keine Fotografin, ich habe keine technischen Fähigkeiten. Ich habe nur meine Augen und meine Sensibilität um das einzufangen, was mich inspiriert. Mit der Collage schaffe ich eine andere Dimension zum Bild. Das ist die surrealistische Seite, um meine Kreativität und mein Delirium zu verarbeiten und auszudrücken!

Die Collage erschien mir tatsächlich als die richtige Sprache, um die Art und Weise auszudrücken, wie ich das Leben sehe, um der Realität zu entfliehen. Die Technik entdeckte ich, als ich mir die Arbeiten von Jacques Villegle, einem Affichiste, ansah! Seine Arbeit gab mir die Kraft, mit dem Schaffen zu beginnen ... schon vor 21 Jahren.

Hier ist Musik drin

Dank der Zusammenarbeit der PANDION Niederlassung Berlin und der Koordinationsstelle für Proben- und Aufführungsräume des Landesmusikrates Berlin probten im Herbst 2020 verschiedene Amateurorchester in dem ehemaligen Autohaus-Showroom, bevor dieser für die Neubebauung des PANDION OFFICEHOME Ostkreuz Campus abrissen wurde. Mit sinkenden Temperaturen mussten die Proben und Aufführungen der Berliner Amateurchöre und -orchester wieder in geschlossenen Räumen stattfinden. Viele der bisher genutzten Räumlichkeiten sind jedoch zu klein und waren wegen der Corona Pandemie nicht mit dem Berliner Hygienerahmenkonzept vereinbar. Damit Proben und Aufführungen aber auch in den kommenden Monaten möglich werden konnte, kam der circa 5.000 m² große Autoverkaufsraum für die Zwischennutzung wie gerufen. Johannes Pflaum von den Vokalmatadoren war unter den ersten, der von den neuen Räumen in der Nähe vom S-Bahnhof Ostkreuz profitierte und sagt: „Seit Juni konnten die Vokalmatadore nur draußen proben. Nach langer und erfolgloser Probenraumsuche in Eigenregie haben wir uns sehr darüber gefreut, endlich mal eine positive Rückmeldung zu bekommen.“ Hella Dunger-Löper, Präsidentin des Landesmusikrats: „Seit unserem ersten Aufruf vor wenigen Tagen haben sich mehr als hundert Ensembles bei uns gemeldet. Wir haben aber auch viele Hinweise für mögliche Probenräume erhalten. Ich möchte allen, die unsere Arbeit auf diese Weise unterstützen, hiermit sehr herzlich danken. Bitte machen Sie weiter so!“.

DREAM WORLD - THE EXPERIMENT

Dort, wo schon bald der Ostkreuz Campus mit den Gewerbeprojekten PANDION ZINC und PANDION POLLUX entstehen, erhielt im Dezember 2019 „Dream World - The Experiment“ Einzug: ein immersives Theaterprojekt, das dem luziden Träumen gewidmet war. Die Kunstorganisation „Dream World“ lud durch die Unterstützung von PANDION exklusiv neue Mitglieder ein, eine neuartige Kunstform zu testen.

Die englischsprachige Narration verband persönliche Interaktionen mit Performern und Kunstinstallationen. “Wir bringen eine Kunstform nach Berlin", sagen die Initiatoren, „die mehr Spaß macht, als in eine gewöhnliche Bar zu gehen und persönlicher ist, als nur im Kino zu sein. Wir wollen Menschen zusammenbringen und ein Gespür für Spiel und Staunen erwecken. Das Ziel ist es, in Berlin neue, immersive Kunst zu präsentieren.

Denn immer mehr Menschen suchen nach individuell erlebbaren Kunstwerken und neuen Formen von abwechslungsreichem Kunstausstellungen. Wir wollen mit unserer interaktiven Kunstinstallation zum Thema Traum einen transformativen Kokon schaffen, der diese persönliche Erfahrungen ermöglicht - räumlich und mit allen Sinnen. Die Distanz zum Kunstwerk kann je nach Neugierde überwunden werden - es bleibt nicht nur beim Betrachten."

Die interaktive Ausstellung zeigte die Arbeiten von 50 Künstlern und Künstlerinnen, darunter auch Karmanoia - die Schöpfer des psychedelischen „Labyrinths” in der Wilden Renate (2010-2014) und Pioniere immersiver Kunst.

Zwischennutzung Dream World

Impressionen

Copyright: Photos: Augustin Farias, Lightwriter, Krousky, Stevie, Laura Russ, Cloud Room, Claire McIntyre, Anto Christ, Julian Frees, Riley, Phoenix